Ausführung und Nachwirken der S-O-S-Übungen

Fragen einer Teilnehmerin meines S-O-S-Übungsabends, zur Ausführung und dem Nachwirken der Übungen

Frage: 

Warum beinhalten die SOS-Übungen keine Übungen mit Beinen und Füßen? Hat das einen Grund? Kann die Regulation des Nervensystems nur mit Händen und Armen erfolgen?

Antwort:

Du kannst die Übungen auch immer abwandeln, wenn du weißt, was sie im Nervensystem bewirken.

Für die Überkreuzbewegungen kannst du auch die Beine oder Füße nutzen oder du könntest auch anstatt die Ohren oder Hände zu massieren, deine Füße massieren.


Es gibt da einige Varianten auch zu den verschränkten Fingern oder der Fahrradgriffübung. 


So wie ich die S-O-S Übungen anleite, sind sie in ihrer Basis oder auch Grundversion. Manchmal variiere ich, aber die meiste Zeit halte ich mich an diese Grundform.

 

Frage: 

Mir geht es am Abend nach den Übungen immer total gut und ich fühle mich sehr wohl. Allerdings geht es mir am nächsten Morgen nicht so gut - gibt es eine Art Erstverschlimmerung, wie z. B. beim Osteopathen?


Antwort:

Ja, das kann sich so anfühlen.

 

Der Grund dafür ist, dass wenn sich unser Nervensystem aus einem dysregulierten Zustand in einen regulierten Zustand bewegt, es die Stressleiter sozusagen wieder nach unten geht, es Zustände durchquert, die unangenehm werden können. 

 

Grundsätzlich ist das gut, fühlt sich aber so an, als wenn es schlimmer geworden ist, als es war. Die Wahrheit ist, dass es aus der Sicht des Nervensystems, aus der Dysregulation heraus kommt. Ich kenne dein Nervensystem nicht, also kann ich nichts Genaues sagen, aber vielleicht warst du in einem Überlebensimpuls und durch die Übungen und die anschließende Regulation findet dein Nervensystem da gerade wieder heraus.

 

Wie gut zu lesen, dass du nach den Übungen in einen guten Schlaf findest. Das ist sehr wertvoll.

 

Du kannst tagsüber auch immer schauen, ob du einen Teil der S-O-S Übungen machen magst, wo du spürst, dass sie dir guttun, wenn du merkst, es wird anstrengend am Tag.

 

Wenn es sehr herausfordernd für dich sein sollte, wäre eine Begleitung, die traumainformiert ist, eine gute Hilfe dafür, dich durch diese Phasen zu begleiten.


Frage:

Kannst du zum Überlebensimpuls noch etwas erklären? Was meinst du damit genau?


Antwort:

Sehr gern erkläre ich noch etwas zum Überlebensimpuls. Es ist allgemein gehalten.


Unser autonomes Nervensystem reagiert auf natürliche Weise auf alle Situationen, mit denen wir im Leben zu tun haben. Sei es auf Einflüsse im außen oder Einflüsse im innen. D. h. es passt ständig unsere körperlichen Vorgänge an, wie Puls, Blutdruck, Atmung, Verdauung, Bewegung, Orientierung im Raum, Sicherheitsgefühl u. v. m. 


Überlebensimpulse sind Teile der natürlichen Reaktionen des Nervensystems auf Umstände im außen und innen. 


Wenn das Nervensystem entscheidet, dass etwas nicht sicher genug ist und dabei gibt es verschiedene Abstufungen, kommt die entsprechende Antwort, die von Zuflucht suchen bis zum Kollaps reicht. All dies ist völlig natürlich und wir kommen, da auch wieder raus, wenn die Sicherheitslagenbewertung des Nervensystems entscheidet, dass es wieder sicher genug ist. Also, wir klettern bildlich gesprochen, die Stressleiter nach oben und wieder herunter. 


Beim herunter klettern kann es dann eben sein, dass wenn wir z. B. in einem Überlebensimpuls waren, der uns weitgehend von Schmerzempfindung getrennt hat, wie z. B. wenn wir fliehen mussten, dass wir dann wieder ins Spüren kommen. Das können physische und emotionale Schmerzen sein. Oder wenn wir aus einem Grund in einer Ausnahmesituation erst einmal funktionieren mussten und Trauer oder Wut seinen Platz noch nicht bekommen konnte, dass wir diese dann fühlen, wenn wir das erste Mal zur Ruhe kommen. 


Wenn wir Regulationsübungen für das Nervensystem praktizieren, hilft es durch diese Phasen der Stressregulation zu gleiten und gibt uns eben die Möglichkeit uns mit unserem Körper zu verbinden und ihn auf all seinen Ebenen wahrzunehmen. Dies kann dann auch unangenehm werden, bevor es sich ausbalanciert anfühlt.



Von Herzen, Tanja