Die Wirkungsweise und Reihenfolge der S-O-S-Übungen

Wirkungsweise und Reihenfolge der S-O-S-Übungen

Wozu dienen die S-O-S-Übungen, und was bewirken sie? 

Somatisch-Orientierte-Sicherheits-Übungen. Das steht hinter der Abkürzung. Somatisch kommt von dem altgriechischen Wort Soma bzw. Somatos und steht für Körper oder Leib. 

Das bedeutet für die Übungen, dass wir den Körper dafür benutzen, um Orientierung und damit Sicherheit in unserem Nervensystem zu kreieren.

Dass wir den Körper dafür benutzen und nicht den Verstand, sprich versuchen über Mindsets eine Veränderung herbeizuführen, liegt daran, dass die Informationen, welche Veränderungen in unserem Nervensystem erschaffen können, zu 80 % vom Körper zum Gehirn, also afferent verlaufen und nur 20 % an Informationen gehen den Weg vom Gehirn zum Körper. Somit sind Körpergebundene Erfahrungen die wesentlichen beim Lernen und neue Erfahrungen machen.


Aber warum ist das überhaupt von Bedeutung und was für eine Rolle spielt das Nervensystem, insbesondere das autonome Nervensystem?

Der Zustand unseres autonomen Nervensystems (abgekürzt AN) entscheidet, was und wie wir denken, wie wir uns verhalten, welche Emotionen, Gefühle und Körperempfindungen in uns auftauchen, wie wir uns und unsere Umgebung wahrnehmen, wie wir mit allem dem umgehen und es interpretieren.

Außerdem ist die Ausgangslage des AN beim Integrieren von Lerninhalten und logischem Denken entscheidend. Ohne ein reguliertes AN werden wir es schwer haben Lernstoff aufzunehmen, denn die Physiologie ist bei Dysregulation des AN dafür nicht vorhanden. 


Welchem Zweck dienen die Übungen?

Die Übungen sind als emotionale Erste Hilfe, sprich bei Blackouts, Panikattacken, großer Angst, überwältigender Trauer oder Wut hilfreich. Sie geben durch ihre Art und Weise Signale bzw. Informationen und Impulse an das AN und stimulieren es zur Selbstregulation. Aus dem Funktionieren kommen wir dann wieder in ein Agieren, dass den präfrontalen Kortex und damit unser logisches Denken einbezieht. 

Wenn wir die Übungen regelmäßig als Selbstfürsorge praktizieren, tun wir zusätzlich etwas Entscheidendes für den Erhalt der Regulationsfähigkeit des AN: Es wird resilienter!

Das bedeutet, dass es in stressvollen Situation seinen autonomen Regelkreisen folgt, ohne in einem stecken zu bleiben. 

Um das bildlich darzustellen, können wir uns als Gefahrensituation mal einen Tiger vorstellen, der uns bedroht. In diesem Fall wird unser AN unseren sympathischen Nervenzweig aktivieren, Hormone werden zusätzlich ausgeschüttet, damit wir rennen können. Wenn wir dem Tiger dann erfolgreich entkommen sind, schütteln wir unseren Stress aus den Gliedern und das AN kehrt in seinen Ausgangszustand zurück und wir gehen dann unseren alltäglichen Tätigkeiten in einem regulierten Zustand wieder nach. Das ist ein resilientes AN.

Wenn das AN diese Fähigkeit nicht besitzt, werden wir den Tiger immer noch wahrnehmen, obwohl er nicht mehr da ist und wir werden die gebundene Energie des Rennens in uns tragen und es wird unser Leben destruktiv bestimmen, bis wir eine Möglichkeit bekommen, diese gebundene Energie aus unserem Körper wieder loszuwerden.

Es macht also Sinn sein AN, mit Selbstregulationsübungen zu trainieren, ähnlich einer Ausdauersportart, welche die Kondition aufrechterhält.


Wie ist nun die Wirkungsweise der S-O-S-Übungen?

Überkreuzbewegungen stimulieren jeweils die auf der Gegenseite liegende Gehirnhälfte. Im Fach Deutsch heißt das: bilaterale Hämisphärenstimulation. Dies schafft eine Harmonie beider Gehirnhälften in ihrem Zusammenspiel. 

Wenn der Austausch zwischen den Gehirnhälften harmonisch vonstattengeht, nimmt der Hippocampus neurezeptiv diese Signale auf und bewertet die Sicherheitslage im Inneren des Gehirns als sicher genug. Außerdem verändern sich unsere somatischen Wahrnehmungen im Moment der Harmonisierung, was zusätzlich für Orientierung und Sicherheit sorgt.

Je mehr wir von den großen Überkreuzbewegungen zu den kleineren kommen, umso mehr wird der dorsale Vagus, in Sicherheit gebettet, angesprochen. D.h., dass der Teil des Parasympathikus, welcher uns ruhiger und entspannter werden lässt, angesprochen wird. (Siehe dazu Polyvagal-Theorie nach Stephen Porges)

Im weiteren Verlauf der Übungen wird immer mehr Achtsamkeit im Zusammenspiel von Körperbewegungen bzw. Berührungen angewendet. Dies ist erst möglich, wenn das AN auf der Stress Scala weiter unten angelangt ist. Die gemachten positiven Erfahrungen, die das AN dabei macht, lässt neue Nervenverschaltungen entstehen.


Hier die Übersicht der Reihenfolge, der S-O-S Übungen:

Schau auf deiner inneren Stress Scala von 1 bis 10, wo du gerade stehst. (1 ist ganz entspannt, 10 ist hoher Stresslevel)

Zwischen den Übungen machst du eine Pause, um dem Nervensystem Zeit zu geben sich auf die neue Situation, welche du von außen kreierst, anzupassen.



Schreibe mir gerne, wenn du weitere Fragen dazu hast!


Von Herzen, Tanja